Blog: Luftfahrt und Reisen
Halbjahreszahlen zur Lage der Deutschen Luftfahrt 2016
Halbjahreszahlen zur Lage der Deutschen Luftfahrt 2016
Im Vergleich zu der europäischen und internationalen Entwicklung hinkt die deutsche Luftfahrt hinterher. Das zeigen die heute vorgelegten Halbjahreszahlen des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Während der Passagierluftverkehr (in verkauften Personenkilometern) weltweit in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 insgesamt um 6 Prozent gewachsen ist, verzeichneten die deutschen Fluggesellschaften ein Minus von 0,8 Prozent. Das Wachstum im Weltluftverkehr wird vor allem von den Airlines aus dem Nahen Osten mit einem Wachstum von 10,6 Prozent getragen. Zum Vergleich: Die europäischen Fluggesellschaften wuchsen im gleichen Zeitraum nur um 3,8 Prozent.
Zu dieser Schieflage erklärt BDL-Präsident Dr. Stefan Schulte: "Die Zahlen bestätigen die Analyse des Luftverkehrsgutachtens der Bundesregierung!" Darin wird hervorgehoben, dass die deutschen Luftverkehrsunternehmen im internationalen Wettbewerb benachteiligt sind. Insbesondere sind es die einseitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie die nationalen Alleingänge bei der Luftverkehrsteuer, bei den Luftsicherheitskosten und bei den rigidesten Nachtflugbeschränkungen, die die deutsche Luftverkehrswirtschaft im internationalen Wettbewerb benachteiligen. Schulte weiter: "Fluggesellschaften und Flughäfen senken ihre Kosten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Aber wir warten immer noch darauf, dass die große Koalition ihr Vorhaben, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftverkehrswirtschaft auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu stärken, in dieser Legislaturperiode umsetzt."
Die Wachstumsschwäche der deutschen Fluggesellschaften wirkt sich auch auf die Entwicklung der Flughäfen in Deutschland aus. Diese konnten in den ersten sechs Monaten des Jahres lediglich 2,9 Prozent mehr Passagiere begrüßen als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zu anderen europäischen Flughäfen ist das ein unterdurchschnittliches Plus. Dabei fällt auf, dass das Wachstum im Wesentlichen nur noch von ausländischen Airlines erzeugt wird. Diese erhöhen ihren Marktanteil, indem sie ihre innereuropäischen Direktverbindungen von Deutschland aus kontinuierlich ausbauen. Der Marktanteil der deutschen Airlines dagegen hat sich in den letzten Jahren auf rund 60 Prozent (2012: 69 Prozent) reduziert.
Eine weitere Entwicklung macht der deutschen Luftverkehrswirtschaft Sorgen. Deutschland hat über Jahrzehnte hinweg von einer Vielzahl direkter interkontinentaler Verbindungen und einer starken Anbindung an die globale Luftverkehrsmobilität profitiert. Jetzt aber stagniert diese Entwicklung. Aus Sicht des BDL-Präsidenten sind diese Direktverbindungen zu Fernzielen beispielsweise in Asien von großer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf globalen Märkten und damit letztlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schulte warnt: "Diese weltweite Anbindung ist kein Selbstläufer. Wir dürfen diesen Wettbewerbsvorteil nicht leichtfertig verspielen." Dabei verweist Schulte z.B. auf die Niederlande und die Türkei. Zwischen 2010 und 2016 haben die beiden Länder ihre Direktverbindungen zu internationalen Zielen kontinuierlich erhöht.
Die Entwicklung im Frachtverkehr (gemessen in Frachttonnenkilometern) muss je nach Geschäftsmodell differenziert betrachtet werden. Die klassische Luftfracht oder General Cargo tritt wegen des stagnierenden Welthandels auf der Stelle. Hier haben die Frachtairlines weltweit im ersten Halbjahr lediglich 0,5 Prozent mehr Frachttonnenkilometer verkaufen können als noch im Vorjahr. Ganz anders zeigt sich die Situation bei der Integrator- oder Expressfracht, also bei Anbietern, die die komplette Logistikkette von der Abholung beim Versender bis hin zur Auslieferung beim Empfänger anbieten. Dieses Geschäftsmodell kann seinen Wachstumskurs aufgrund des boomenden Online-Handels fortsetzten. Zwingende Voraussetzung, dass das auch zukünftig so bleibt, sind wettbewerbsfähige Betriebszeiten, die den für dieses Geschäftsmodell zwingenden Nachtflugbetrieb sichern. Seit 2015 legt der BDL regelmäßig zweimal im Jahr Zahlen zur Lage der Luftverkehrsbranche vor. Diese Zahlen umfassen zum einen die Entwicklung sowohl der Fluggesellschaften als auch der Flughäfen und zum anderen werden die deutschen Zahlen in den Zusammenhang mit den internationalen Entwicklungen gestellt. Dabei fügt der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen zusammen: Diese sind:
- die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen,
- die allerneuesten Ergebnisse der ADV-Statistik,
- und die allerneuesten Zahlen der IATA.
Diese Zusammenführung der aktuellsten Ergebnisse ermöglicht es, die Lage der Branche im internationalen Vergleich darzustellen.
DIE ZEIT: Ryanair Chef zu Eurowings und Air Berlin
DIE ZEIT: Ryanair Chef zu Eurowings und Air Berlin
Ryanair-Chef O´Leary prophezeit das Scheitern von Eurowings und Air Berlin
Exzerpt:
Der Chef von Europas größter Billigfluglinie Ryanair, Michael O’Leary, prophezeit den deutschen Konkurrenten Eurowings und Air Berlin das baldige Ende. Die Lufthansa-Billigtochter Eurowings sei "zum Scheitern verurteilt", weil sie "nicht mit unseren Preisen mithalten kann", sagt O´Leary im Interview mit der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT. Die Lufthansa werde Eurowings "in drei oder vier Jahren (...) dichtmachen oder verkaufen".
Air Berlin wiederum habe "keinen strategischen Kurs". Ihr größter Eigentümer Etihad aus Abu Dhabi werde seine Anteile an der verlustträchtigen Gesellschaft (450 Millionen Verlust allein im vergangenen Geschäftsjahr) in ein paar Jahren an Lufthansa verkaufen lassen. Der 55-jährige Ire prognostiziert, schon innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre werde Ryanair Air Berlin als Nummer zwei in Deutschland überholen.
"Ich hoffe auf einen Preiskrieg", so der Ryanair-Chef. Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren versuche Lufthansa-Chef Carsten Spohr unter den Marken Eurowings und Germanwings verstärkt preisgünstigere Flüge anzubieten. Das werde aber nicht reichen, um gegen Ryanair zu bestehen. "Niedrige Kosten sind unsere Philosophie. (…) Wir sind der Aldi der Luftfahrtbranche."
In den nächsten fünf bis acht Jahren wolle Ryanair seine Passagierzahl von derzeit 106 Millionen auf rund 180 Millionen Fluggäste pro Jahr steigern. "Wir wollen die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland hinter der Lufthansa werden. Wir wollen die größte in Großbritannien, die größte in Italien, die größte in Spanien sein."
Gerüchte über einen vorzeitigen Rückzug ins Private wies der vierfache Familienvater und Multimillionär entschieden zurück. "Meine Kinder denken sowieso, dass ich ein Idiot bin, so ist das auch in Ordnung", erklärt O’Leary. "Ich würde gerne mehr Zeit mit meiner Frau verbringen – aber nicht, wenn sie vier unter zehnjährige Kinder hat. Also warte ich, bis sie größer sind." O´Learys Vertrag bei Ryanair läuft noch bis 2019.
Hier können Sie den kompletten Artikel aus DER ZEIT Ausgabe 23 lesen: