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ADAC Hubschrauber im Anflug
Rescue of the year Award für die Crew des Rettungshubschrauber Christoph Hansa - Bild: © ADAC

Die Crew des ADAC Rettungshubschraubers "Christoph Hansa“ ist kürzlich am Rande der weltgrößten Hubschraubermesse Verticon in Dallas/USA mit dem "Rescue of the year Award“ ausgezeichnet worden. Die fliegenden Gelben Engel des am BG Klinikum in Hamburg stationierten Helikopters erhielten die besondere Auszeichnung für einen spektakulären Windeneinsatz am Flugplatz Uetersen im September 2024. Dort hatte „Christoph Hansa“ mit einem hochanspruchsvollen Windenmanöver und unter Einsatz von maximal 90 Metern Seillänge den Piloten eines notgelandeten Ultraleichtflugzeugs unverletzt aus Baumkronen gerettet.

Keiner der Windeneinsätze war so schwierig wie der in Uetersen

Der Award des weltweit größten Windenherstellers Onboard Systems Hoist & Winch "würdigt eindrucksvoll die hohe Kompetenz der Hamburger Crew bei Spezialeinsätzen mit der Rettungswinde – und die große Bedeutung ihrer täglichen Arbeit im öffentlichen-rechtlichen Rettungsdienst“, lobte Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung jetzt bei einer Mitarbeiterveranstaltung in München. Dort wurde die Hamburger Besatzung nun auch firmenintern für ihr entschlossenes, professionelles Handeln geehrt. Den Dank nahm Stationsleiter Michael Gomme stellvertretend für die Crew entgegen. Keiner der 49 Windeneinsätze von "Christoph Hansa“ war im vergangenen Jahr so schwierig wie der in Uetersen. Dort zeigte sich eindrucksvoll die Vielseitigkeit und der Wert der Rettungswinde in der Luftrettung. Ein Ultraleichtflugzeug musste nach einem Motorausfall in 20 bis 25 Meter hohen Baumkronen notlanden. Der Pilot blieb ansprechbar, doch es bestand Verdacht auf innere Verletzungen.

Rettung mit 90-Meter-Seil des Hubschraubers

Dabei war die Herausforderung das kein Zugang für Drehleiterfahrzeuge bestand und ein Erklimmen der Bäume unterhalb des Flugzeugs zu gefährlich war. Zudem gab es in der Umgebung keine höheren Bäume, von denen sich die Höhenretter hätten abseilen können. Also war der Rettungshubschrauber mit Winde die einzige Option. Von der Leitstelle wurde zusätzlich die diensthabende Hamburger Crew mit Pilot Michael Gomme, Notfallsanitäter und Windenoperator Jörn Öllrich und Notarzt Sven Meyberg angefordert. Sie prüften die optimale Anflughöhe und -richtung, um den Abwind, im Fachjargon "Downwash“ auf das im Baum verkeilte Leichtflugzeug und dessen Piloten möglichst gering zu halten. Nach einer sorgfältigen, strukturierten Risikobewertung, die im Vorfeld eines jeden Windeneinsatzes erfolgt, entschied sich die Crew den verunfallten Piloten mittels Winde aus seiner Notlage zu befreien. Die Crew nutzte das gesamte 90-Meter-Seil, um den Notarzt präzise zum Patienten zu bringen. Mit viel Fingerspitzengefühl sicherte der Notarzt den Ultraleichtflugzeugpiloten im Rettungssitz – eine extreme Herausforderung auf engstem Raum. Der Patient wurde sicher aus den Baumkronen befreit und versorgt – glücklicherweise erlitt er keine Verletzungen.

ADAC Luftrettungsstationen Hamburg, München, Murnau, Straubing, Sande und Westpfalz absolvierten 552 Windeneinsätze

Bei Windeneinsätzen besteht die Crew von "Christoph Hansa“ aus Pilot, Notärztin oder -arzt und Notfallsanitäterin oder -sanitäter (TC HEMS) in Funktion als Windenoperator (TC HHO). 15 Notärztinnen und -ärzte, drei TC HHO, eine TC HEMS und drei Piloten haben in Hamburg das Training für solche Einsätze absolviert. Mit einer Rettungswinde fliegt "Christoph Hansa“ im Rahmen eines Forschungsprojekts seit 2022. Neben Hamburg befinden sich ADAC Luftrettungsstationen mit Winde in München, Murnau und Straubing (Bayern), Sande (Niedersachsen) und der Westpfalz (Rheinland-Pfalz). Sie absolvierten im vergangenen Jahr zusammen 552 Windeneinsätze. Um wichtige Routine sowie höchste Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Crews zu gewährleisten, führt die Luftrettungsorganisation an diesen Standorten zweimal im Jahr Windentrainings durch.

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