Im „WAL-Jahr“ hält Conrado Dornier im Dornier Museum am Mittwoch, 6. Juli, einen Vortrag zur „Seastar“, dem jüngsten Kind aus der Wal-Familie. Einlass ist ab 17 Uhr bei freiem Eintritt. „Der Wal hat Dornier gemacht“ – diesen Worten von Flugzeugpionier Claude Dornier braucht man nichts hinzuzufügen. Dieser Meinung ist jedenfalls Conrado Dornier, sein Enkel und Sohn von Claude Dorniers ältestem Sohn Claudius Dornier. „In seiner ihm eigenen, auf das Wesentliche zielenden Art hat er damit zum Ausdruck gebracht, welch‘ großartiger und für das Entstehen seines Lebenswerkes so entscheidender Flugzeugentwurf ihm da gelungen war“, stellt Conrado Dornier fest.
Vor 100 Jahren startete der Wal zu seinem Erstflug
Der Erstflug vor einhundert Jahren war ein Erfolg, der Claude Dornier zu weltweiter Anerkennung verhalf und ihn zu einem der einflussreichsten Luftfahrtpioniere des 20. Jahrhunderts machte. Der Wal war seinerzeit weltweit eine fast unglaubliche Sensation. Flugzeugpionier Claude Dornier wagt 1922 das bisher Unmögliche: Er konstruiert in Friedrichshafen ein Ganzmetallflugzeug, verzichtet weitgehend auf Holz, Stahlrohre und Stoff. Gefertigt wird das Flugboot im italienischen Marina Di Pisa, weil in Deutschland der Flugzeugbau durch die Versailler Verträge noch stark eingeschränkt ist. Es ist auch die Zeit, in der die Vernetzung der Welt, die Verkürzung von Zeit, die Erforschung von Unbekanntem und die Überwindung bestehender Grenzen in eine neue Dimension gehoben wird.
Rund 300 Mal wird der Wal gebaut – auch in Lizenz in Russland, Spanien und sogar in Japan. Eine enorme Zahl für die damalige Zeit.
Die Dornier Wal-Flugboote übernehmen vielfältige Aufgaben: im Postverkehr, in der neu entstehenden Passagierluftfahrt, für militärische Zwecke aber auch für Forschungs- und Expeditionsflüge wurde das robuste Flugboot Wal in den 1920er und 1930er-Jahren eingesetzt. Heutzutage gibt es weltweit nur noch einen Wal im argentinischen Luftfahrtmuseum Lujan bei Buenos Aires – auch wenn über Jahre immer wieder Gerüchte die Runde machten, ein Wal sei auf dem Meeresgrund aufgespürt worden, die sich bis heute nicht bestätigt haben.
Wal N25 Nachbau in Orginalgröße
Um ein Exemplar des erfolgreichsten Flugbootes zeigen zu können, beauftragte die Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt die International Aviation Museum Foundation, einer der renommiertesten Restaurierungsbetriebe Europas, den Wal N25 – das Flugboot mit diesem Roald Amundsen seine Arktis-Expedition unternommen hatte – in Originalgröße nachzubauen. Da es keine originalen Bauzeichnungen mehr gibt wurde der Wal in Argentinien vermessen und Tausende neue Zeichnungssätze erstellt. Der mit viel Liebe zum Detail nachgebaute Wal ist heute im Dornier Museum zu bestaunen.
Die Geschichte, die vor 100 Jahren begann, setzt sich fort in dem jüngsten Kind aus der Walfamilie, dem von seinem ältesten Sohn Claudius Dornier jr initiierten Flugzeugprogramm Dornier Seastar, welches von Dornier Seawings fortgeführt wird. Daran beteiligt sind damals wie heute viele Nationen. Damals war es vor allem Italien. „Heute ist China der fruchtbare Lebensraum, in dem der Wal wächst und gedeiht“, sagt Conrado Dornier. Diese wohl einzigartige Geschichte in der Luftfahrt und mehr über Dornier Seawings Vision zur Zukunft des Flugboots erzählt Cornado Dornier zum Jubiläum - mit Einzelheiten und Anekdoten, die es nicht in den Geschichtsbüchern oder im Internet zu finden gibt.