In diesem Jahr blickt die am Segelfluggelände Ohlstadt beheimatete Sportflieger-gruppe auf eine 60jährige Geschichte zurück. Nachdem es bereits kurz nach der Wiederzulassung des Segelflugs in den 50er-Jahren schon Aktivitäten in Murnau, Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau gegeben hatte, formierte sich die heutige Sportfliegergruppe Werdenfels am 15. Juli 1960 mit der Gründung in Clausing’s Posthotel in Garmisch-Partenkirchen. Gründungsmitglied Franz Gschlößl aus Murnau ist noch heute als Fördermitglied im Verein. Und auch Herbert Stoess, Fluglehrer und Erster Vorsitzender des Vereins von 1992 bis 2013, stieß noch im Gründungsjahr 1960 dazu.
Geflogen wurde zunächst in Oberau, dann an drei verschiedenen Standorten in Eschenlohe, und seit 2011 am jetzigen Gelände Pömetsried, direkt neben der Autobahn A95. Die Segelflugzeugmuster der Anfangsjahre mit so klingenden Namen wie Doppelraab, Bergfalke, Mü13E, Grunau Baby, Kranich und Weihe stehen heute überwiegend in Museen oder werden in wenigen Exemplaren noch von Enthusiasten flugfähig gehalten. Einige davon werden im September 2020 anläßlich eines Oldtimer-Treffens in Ohlstadt auch für Besucher zu sehen sein. Zum damaligen Flugbetrieb in den 60er- und 70er-Jahren sagt Herbert Stoess: „Das Segelfliegen von damals unterscheidet sich erheblich von heute. Die Segelflugzeuge sind viel leistungsfähiger geworden. Damals flog ein Segelflugzeug aus 1.000 m Höhe etwa 20 km weit. Heute fliegen einige Muster drei Mal so weit. Auch die Anforderungen an die Pi-loten sind aufgrund der aufwändigeren Technik und der dichteren Luftraumstruktur deutlich gestiegen.“
Die Zeit von Mitte der 90er Jahre bis zum ersten Start in Pömetsried im Jahr 2011 war geprägt von dem Bemühen, den Segelflugsport im Landkreis langfristig zu sichern. Hierfür waren enorme rechtliche und wirtschaftliche Mühen zur Genehmigung, Planung und zum Bau des heutigen Fluggeländes erforderlich. Aber der Auf-wand der damaligen Führungsmannschaft mit Herbert Stoess, Wolfgang Görres, Jürgen Schuster und vielen weiteren engagierten Vereinsmitgliedern hat sich gelohnt. Im Jubiläumsjahr 2020 präsentieren sich die Werdenfelser Segelflieger als attraktiver Verein mit 120 aktiven Piloten, hervorragender Infrastruktur und modernem Flugzeugpark. Insgesamt 16 aktive Fluglehrer, davon fünf Fluglehrerinnen, bilden die zurzeit 30 Personen starke Flugschülergruppe theoretisch und praktisch aus. Auch zahlreiche Gastpilotengruppen nutzen Jahr für Jahr gern das Fluggelände, um in den Sommermonaten von Ohlstadt aus Alpenflugerfahrung zu sammeln, was der touristischen Attraktivität der Region zugute kommt. Unter Leitung des heutigen Vorsitzenden Dr. Robert Hecht wurde mit viel Eigenarbeit der Mitglieder zur vorhandenen Flugzeughalle noch ein modernes Flugbetriebsgebäude erstellt, das seit Dezember 2019 genutzt werden kann. Neben der Werkstatt und einem ‚Tower‘ für die Flugleitung gibt es in diesem Gebäude auch einen ansprechenden Aufenthalts-, Schulungs- und Gastraum für Mitglieder und Gäste.
Im Corona-Jahr 2020 konnte wegen der geltenden Ausgangsbeschränkungen bis zum 12. Mai kein Segelflug betrieben werden. Lediglich die zur Luftrettungsstaffel gehörenden Piloten durften in diesem Zeitraum ihre Beobachtungsflüge zur Waldbrandbekämpfung und für den Katastrophenschutz mit Motorseglern des Vereins durchführen. Seit der Lockerung der Beschränkungen holen die Mitglieder das Versäumte nach und fliegen wieder an jedem Wochenende sowie an ausgewählten Wochentagen. Der Verein freut sich über Besucher des Fluggeländes und Interessenten, auch wenn die aktuellen Corona-Beschränkungen noch keine Rundflüge mit interessierten Gästen erlauben.