Aviation Event der Vereinigung Cockpit zur Zukunft von Tegel
Frankfurt am Main, 8. September 2017 – Verkehrte Welten in Deutschland: Während im Raum Frankfurt Debatten um Lärmschutz und Flugzeiten zum Volkssport geworden sind, kämpfen die Berliner in einem Volksentscheid zur Bundestagswahl um ihren Flughafen Tegel. Die meisten Anwohner wollen den Airport Tegel erhalten, weil sie nicht zuletzt die Gentrifizierung ihrer Stadteile befürchten. In Gesamtberlin liegt die Zahl der Tegel-Befürworter immer noch bei 65 Prozent.
Interessante Hintergründe zu diesen Zahlen brachte der Aviation-Event am Donnerstag in Frankfurt am Main, wo bei der Vereinigung Cockpit Vertreter aus Politik und Wirtschaft unter Moderation von Rüdiger Kiani-Kreß von der Wirtschaftswoche über die Zukunft von Tegel diskutierten. Ein Hauptargument der Tegel-Befürworter war dabei, dass die begrenzten Kapazitäten des neuen Hauptstadtflughafens nach jetzigem Stand nicht ausreichen, um dem künftigen Passagier- und Flugaufkommen gewachsen zu sein. Der Luftfahrtexperte Prof. Elmar M. Giemulla verwies darauf, dass der neue Flughafen BER auch bei einer Offenhaltung von Tegel den Großteil der Luftverkehre in Berlin aufnehmen werde. Damit bekomme Tegel eine Entlastung, die für die Anwohner spürbar sei.
Sebastian Czaja, Generalsekretär und Fraktionsvorsitzender der FDP Berlin, forderte derweil den Senat auf, unverzüglich Maßnahmen zum verstärkten Lärmschutz für die Anwohner einzuleiten. Denn das gegenwärtige Moratorium zum Fluglärmschutzgesetz laufe 2018 aus, daher müsse das Thema jetzt angepackt werden, selbst wenn der Airport Tegel irgendwann mal geschlossen werden sollte.
Gewarnt wurde schließlich vor einem „Zeitgeist der Proteste“. Die Stimmung Pro-Tegel könne sich schon in einigen Jahren komplett drehen, wenn die Generation der Teilungsperiode nicht mehr da ist, wurde mehrfach betont. In der Zeit des Kalten Krieges galten die Berliner Innenstadtflughäfen Tegel und Tempelhof, der mittlerweile bereits geschlossen ist, als Lebensadern des freien Westberlins.